Bildungsreform 2023
Für die kaufmännische Grundbildung, als meistgewählte berufliche Grundbildung der Schweiz, wurde Anfang 2018 das Reformprojekt «Kaufleute 2023» ins Leben gerufen.
Die Bildungsreform ist ein schweizweites und branchenübergreifendes Reformprojekt, das von der Schweizerischen Konferenz für Kaufmännische Ausbildungs- und Prüfungsbranchen (SKKAB) geleitet wird. Ziel ist es, die berufliche Grundbildung zur/m Kauffrau/Kaufmann EFZ künftig stärker auf den Erwerb relevanter Kompetenzen für die Arbeitswelt der Zukunft auszurichten.
Das Reformprojekt «Kaufleute 2023» nimmt die Kerngedanken vergangener Reformen auf und verfolgt diese weiter: integrierte Förderung von Fach-, Methoden-, Sozial- und Selbstkompetenzen an allen drei Lernorten, Befähigung zu lebenslangem Lernen, Hinführung zu selbstständigem Lernen und Arbeiten. Im Zuge des Reformprojekts wird u.a. eine neue Bildungsverordnung (BiVo) entwickelt. Ab August 2023 soll an allen Schweizer Berufsschulen in der kaufmännischen Grundbildung nach neuer BiVo unterrichtet werden.
Insbesondere arbeiten wir als eine von neu 19 Ausbildungs- und Prüfungsbranchen aktiv am Reformziel der Ausrichtung auf Handlungskompetenzen mit. Die Lernenden sollen befähigt werden, Kompetenzen zu erwerben, die es ihnen ermöglichen, zielgerichtet der Situation angemessen und verantwortungsbewusst betriebliche Aufgaben zu erfüllen und Probleme zu lösen.
Die Position der Branche Gesundheit
- H+ Die Spitäler der Schweiz und H+ Bildung als Ausführende für die Ausbildungs- und Prüfungsbranche Gesundheit begrüssen die Reform Kaufleute 2023, da sie einen wichtigen Beitrag an die Weiterentwicklung der kaufmännischen Lehre leistet.
- Die Reform trägt dazu bei, dass die Grundbildung attraktiv, modern und qualitativ hochwertig bleibt. Der Einsatz von modernen Technologien und der Erwerb entsprechender Fähigkeiten nehmen einen besonderen Stellenwert in der Ausbildung ein.
- Es ist uns ein Anliegen, das Reformziel der Handlungskompetenzorientierung bestmöglich umzusetzen. Die Lernenden sollen Fähigkeiten erwerben, die es ihnen ermöglichen zielgerichtet, aufgabengemäss, der Situation angemessen und verantwortungsbewusst betriebliche Aufgaben zu erfüllen und Probleme zu lösen.
- Durch die Reform muss sowohl die Arbeitsmarktfähigkeit der Absolventen mit EFZ Abschluss wie auch die Anschlussfähigkeit an die höhere Berufsbildung weiterhin sichergestellt werden.
Links und Dokumente
Informationsplattform der SKKAB als Trägerin des Berufes
Schweizerische Konferenz der kaufmännischen Ausbildungs- und Prüfungsbranchen (SKKAB)
Reform Berufsbildung 2030
Staatssekretariat für Bildung, Forschung und Innovation SBFI
Haben Sie Fragen zur Reform?
Mark Hebeisen, Projektleiter, freut sich auf Ihre Kontaktnahme. Sie erreichen ihn unter:
mark.hebeisen@hplus-bildung.ch
Wir stellen Ihnen hier branchenspezifische Arbeitsinstrumente und Inhalte, die im Laufe der Umsetzungsphase entstehen, zu Verfügung:
Factsheet der Branche Gesundheit
Wie geht es mit diesen Grundlagendokumenten weiter und ab wann wird es für Sie konkret?
Das Staatssekretariat für Bildung, Forschung und Innovation SBFI hat die Grundlagendokumente (Bildungsverordnung und Bildungsplan) für die berufliche Grundbildung «Kauffrau/Kaufmann EFZ» am 16. August 2021 genehmigt. Sie wird auf Lehrbeginn 2023 in Kraft gesetzt.
Im Reformprojekt – das durch die SKKAB geleitet wird – werden im Jahr 2021 aufbauend auf diesen Grundlagendokumenten, die betrieblichen Umsetzungsinstrumente erstellt. Diese Umsetzungsinstrumente stellen die Grundlage für die täglichen Arbeitsinstrumente dar, um die Lernenden in der Praxis zu begleiten. Der Projektablauf sieht vor, dass zuerst branchenneutrale und anschliessend branchenspezifische Dokumente erstellt werden. Sobald wir die Umsetzungsinstrumente für die Branche Gesundheit haben, werden wir diese zur Verfügung stellen.
Wie sieht das neue Qualifikationsprofil aus?
Das neue Qualifikationsprofil finden Sie im Bildungsplan (siehe 1. Frage) auf Seite 10.
Das Qualifikationsprofil gibt eine gute Übersicht über die Handlungskompetenzen, welche die Lernenden während der Lehre entwickeln sollen. Im Unterschied zum derzeit gültigen Qualifikationsprofil bestehen neu fünf Handlungskompetenzbereiche (A bis E), die für alle Lernorte identisch sind. Dank der Fokussierung auf die Schlüsselkompetenzen des Berufs sowie einer tätigkeitsbezogenen und von den Lernenden ausgehenden Herangehensweise wird die Berufsidentität gestärkt. Die Handlungskompetenzen werden auf Leistungsziele für die Lehrbetriebe, Berufsfachschulen und die überbetrieblichen Kurse heruntergebrochen, dazu mehr im nächsten Abschnitt.
Wie sieht der neue Leistungszielkatalog und üK-Lehrplan Branche Gesundheit aus?
Der Anhang 2.1 des neuen Bildungsplans beinhaltet den neuen Leistungszielkatalog und üK-Lehrplan der Branche Gesundheit (Seiten 99-102):
0602_Gesundheit_D (Seiten 99 - 103)
0602_Santé-social_F (pages 108-112)
Die definierten vier typischen Arbeitssituationen der Branche Gesundheit (orange) wurden passenden Handlungskompetenzen aus dem Qualifikationsprofil (grün) zugeordnet. Davon abgeleitet wurden für die Lernorte «Betrieb» und «überbetrieblicher Kurs (üK)» Leistungsziele formuliert. Jede Änderung des Anhangs muss neu bewilligt werden, deshalb sind die Leistungsziele Betrieb und üK bewusst allgemein formuliert.
Der üK-Lehrplan (Tabelle auf der letzten Seite des Anhang 2.1) zeigt die Aufteilung der «überbetriebliche Kurse» pro Lehrjahr. Auszubildende der Branche Gesundheit müssen diese während der drei Lehrjahr besuchen. Die Inhalte dieser Kurse sind Bestandteil des Qualifikationsverfahrens.
Wie sieht das neue Berufsbild aus?
Kauffrauen und Kaufmänner auf Stufe EFZ beherrschen namentlich die folgenden Tätigkeiten und zeichnen sich durch folgende Kenntnisse, Fähigkeiten und Haltungen aus:
- Sie sind dienstleistungsorientierte Mitarbeitende in betriebswirtschaftlichen Prozessen, handeln in agilen Arbeits- und Organisationsformen, interagieren in einem vernetzten Arbeitsumfeld und setzen Technologien der digitalen Arbeitswelt ein.
- Ihr Berufsfeld reicht von der Gestaltung von Kunden- oder Lieferantenbeziehungen über die Koordination unternehmerischer Arbeitsprozesse bis zur branchenspezifischen Sachbearbeitung.
- Auf der Grundlage gemeinsamer Handlungskompetenzen üben sie ihre Tätigkeit nach Branche, Unternehmensstrategie und persönlicher Eignung mit unterschiedlichen Schwerpunkten aus.
- Ihre Haltung ist durch Kundenorientierung, eigenständiges und reflektiertes Handeln sowie die Bereitschaft zum lebenslangen Lernen gekennzeichnet.
Praxisausbilder als Schlüsselperson
Kern des Projekts «Kaufleute 2022» ist die Handlungsorientierung, also die Ausrichtung an den berufspraktischen Tätigkeiten. Damit entwickelt sich auch die Rolle der Praxisausbilder weiter – hin zum Lernbegleiter und Coach.
Die Handlungskompetenzen werden insbesondere durch praktische Erfahrungen im Lehrbetrieb entwickelt, was den Betrieb aktuell sowie zukünftig zum wichtigsten Lernort macht. Hier werden das Fachwissen und seine Anwendung im Berufsalltag bestmöglich aufeinander abgestimmt und die Praxisausbilder unterstützen die Lernenden dabei. Die bestehenden Umsetzungsinstrumente, wie bspw. die Arbeits- und Lernsituationen (ALS), werden ab 2023 durch Praxisaufträge ersetzt. Wir werden mehr darüber berichten.
Die KV-Reform transformiert die Rolle der Praxisausbilder und fordert einen neuen Mindset, der zukunftsgerichtete Kompetenzen fördert wie beispielsweise Kreativität, Teamfähigkeit, Kommunikation oder Kritisches Denken und Hinterfragen. Die Gestaltung des Lernens und eine für das Lernen optimal geeigneten Lernumgebung wird zukünftig im Mittelpunkt stehen.
Praxisausbilder sind also gefragt, die Wirksamkeit des Lernens zu erhöhen, mehr Training anzubieten und den Kompetenzerwerb on the job höher zu gewichten. Sie sind aufgefordert, Austausch und Diskussionen zu fördern, Vertrauen zu schenken, Veränderungsbereitschaft und Offenheit anzuregen. Grundlage für das alles ist die veränderte Beziehungsebene, worin die Praxisausbilder verstärkt zu Lernbegleitern werden.
Praxisausbilder sind folglich Schlüsselpersonen, damit Lernende handlungskompetent werden und berufliche Aufgaben eigeninitiativ, zielorientiert, fachgerecht und flexibel ausführen können. Die Rolle ist enorm wichtig und muss sich auch mit den Anforderungen des Projekts weiterentwickeln.
H+ Bildung wird Sie mit neuen Kursangeboten für Praxisausbilder unterstützen. Haben Sie Fragen? Mark Hebeisen ist gerne für Sie da: mark.hebeisen@hplus-bildung.ch
Fakten zur neuen kaufmännischen Grundbildung
Auf Lehrbeginn 2023 tritt die neue kaufmännische Grundbildung in Kraft. Die Verbundpartner der Berufsbildung haben in einer gemeinsamen Mitteilung vom 4. Juni 2021 umfassend informiert. In der öffentlichen Debatte darüber stimmen Aussagen und Tatsachen nicht immer überein.
Die SKKAB liefert Fakten zu den wichtigsten Themen.
Einführung auf 2023 verschoben - Mitteilung der Verbundpartner vom 04.06.2021
Mitteilung der Verbundpartner vom 04.06.2021 - Einführung auf 2023 verschoben
Die Auswertung der Anhörung des Staatssekretariats für Bildung, Forschung und Innovation (SBFI) zum Projekt «Kaufleute 2022» konnte teilweise abgeschlossen werden. Der Einführungszeitpunkt wurde auf 2023 festgelegt. Aufgrund des grossen Interesses haben sich die Verbundpartner dafür ausgesprochen, bereits zum heutigen Zeitpunkt umfassend und gemeinsam zu informieren.
Wir bitten Sie, die beiliegende Mitteilung innerhalb Ihrer Ausbildungs- und Prüfungsbranche breit zu streuen.
Weitere Informationen folgen so rasch als möglich.
Mitteilung der Verbundpartner vom 04.06.2021
Die Änderungen auf einen Blick
Praxisaufträge - Was sind Praxisaufträge?
Praxisaufträge sind Arbeitsaufträge an die Lernenden im Berufsalltag. Damit führen die Lernenden selbstständig bestimmte berufliche Aufgaben aus und eignen sich auf diese Weise angestrebte Handlungskompetenzen an. Indem sie ihre Erfahrung anschliessend dokumentieren und reflektieren sowie Verbesserungsmassnahmen ableiten, entwickeln sie ihre Handlungskompetenzen selbstständig weiter. Die Praxisaufträge übersetzen somit die Leistungsziele in Aufträge.
Mithilfe der Praxisaufträge trainieren sich die Lernenden die angestrebten Handlungskompetenzen an, ganz nach dem Motto «Learning by Doing.» Je besser die Praxisaufträge auf das konkrete Praxisfeld und den jeweiligen Betrieb abgestimmt sind, desto einfacher wird es für die Lernenden, ihre Handlungskompetenzen aufzubauen und weiterzuentwickeln.